Schüler für Schüler
Ihre Namen sind Michelle, Anna, Justin und Nina. Sie sind Schülerinnen und Schüler des Bischöflichen Gymnasiums St. Ursula in Geilenkirchen und haben zu Beginn des Schuljahres 2022/23 den Wunsch geäußert, sich für das Miteinander an ihrer Schule zu engagieren. Sie selbst wollten ihren Mitschülern als Ansprechpartner mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn diese Anschluss an die Schulgemeinschaft suchen. So konzipierten sie ein Projekt und setzten es im Laufe des Schuljahres eigenständig um. Dabei wurden sie von ihrer Religionslehrerin Anneliese Seedorf organisatorisch und durch unsere Kollegin Lena von Seggern, Servicestelle für Antidiskriminierung, fachlich unterstützt. Inzwischen bieten sie eine wöchentliche Sprechstunde an, haben einen Flyer über ihr Angebot erstellt und sich in allen 5. und 6. Klassen der Schule als "Vielfalt Buddies" (Buddy = Vertrauter, Unterstützer) vorgestellt und angeboten. Am 16. März hat die Vizepräsidentin des Landtags NRW, Berivan Aymaz, ihren Einsatz gewürdigt und offiziell Auszeichnungen an die Jugendlichen überreicht.
"Das Besondere an diesem Projekt ist, dass Schülerinnen und Schüler selbst tätig werden wollten, um Kinder und Jugendliche an ihrer Schule zu unterstützen, die gerne dazugehören möchten", betont Lena von Seggern. "Sie haben die Sache selbst in die Hand genommen und dabei viel Unterstützung erfahren: von ihrer Lehrerin Anneliese Seedorf, von der Schulleitung und vielen weiteren Lehrkräften." Die Zusammenarbeit habe für sie daraus bestanden, eigenen Ideen der jungen Menschen Raum zu geben und mit ihnen zu überlegen, wie sie ihre Pläne in die Tat umsetzen können. "Wichtig war ihnen außerdem, dass Schüler Schüler beraten - also ein Peer-to-Peer-Ansatz, weil sie aufgrund eigener Diskriminierungserfahrungen gelernt haben, dass sich Kinder und Jugendliche lieber an Gleichaltrige wenden."
Schulleiter Jürgen Pallaske stellt sich klar hinter das Projekt und das Engagement der jungen Menschen: "Ihr habt gesagt ‚Wir wollen hier etwas machen!‘ Ihr habt mit Eurer Initiative ein Leuchtturmprojekt geschaffen und nun könnt ihr auf uns vertrauen, das wir das unterstützen - das ist unser Job!" Sein Stellvertreter Robert Jansen ergänzt: "Ein gemeinschaftliches Handeln sowie die Achtsamkeit auf dem Schulhof, im Unterricht, bei außerunterrichtlichen Angeboten und in der Freizeit zeichnen unsere Schule aus. Dass sich Schülerinnen und Schüler im Rahmen des neuen Projektes besonders für diese gesellschaftlichen und schulischen Werte über den Unterricht hinaus einsetzen, finde ich besonders lobenswert." Die "Vielfalt Buddies" wollen vor allem "zuhören und helfen", so ist es auf ihrem Informationsflyer, der in der Schule und vor allem in den neu zusammengesetzten fünften Klassen aushängt, vermerkt. Sie stellen sich auf dem selbst gestalteten Informationspapier vor und bieten ihre Hilfe bei individuellen Problemen an. Treffpunkt ist ein Raum im Rosengarten der Schule, vorbeikommen darf natürlich jeder.
"Bei diesem Projekt geht es letztlich darum, Schülerinnen und Schüler fit zu machen, um mit guten Strategien zu unterstützen und zu helfen", sagt Anneliese Seedorf. "Wir sind sehr froh, mit der Servicestelle der Caritas Eifel einen sehr guten Partner gefunden zu haben, dennoch opfern die Vielfalt Buddies natürlich außerordentlich viel Freizeit für ihr Angebot und die vorherige Ausbildung; das ist ihnen hoch anzurechnen. Auf die gewinnbringende weitere Zusammenarbeit in den kommenden Jahren freue ich mich und danke der Caritas für die Zeit, die sie in der Schule und für die Schülerinnen und Schüler investiert, vielen Dank!" Berivan Aymaz hatte sich bewusst Zeit genommen, um die offizielle Übergabe der Zertifikate an die Buddies zu übernehmen. "Mein Terminkalender ist tatsächlich sehr voll, aber bei einer solchen tollen Sache, da ist es wichtig, auch einmal raus zu fahren. Es braucht Mut, auf Lehrkräfte und Schüler*innen zuzugehen und das macht euch wirklich zu Helden!"
Und was sagen die Jugendlichen zu so viel positivem Feedback und ihren bisherigen Erfahrungen? "Ich bin wirklich erstaunt, dass so eine kleine Idee dazu geführt hat, dass wir jetzt hier in dieser großen Runde zusammen sitzen", sagt Nina lächelnd. "Erfahrungen mit Diskriminierung gibt es überall, nicht nur bei uns. Und wir haben festgestellt, dass selbst nett gemeinte Worte verletzen können." Zudem seien sie im Laufe der Zeit und durch das Projekt sensibler geworden für "kleine Ausgrenzungen." Nach den Osterferien sind sie auf die 9. Klassen zugegangen, um Nachfolger für sich zu finden. Ihr großer Wunsch ist, dass das Projekt auch im kommenden Schuljahr fortbesteht; drei von ihnen absolvieren gerade das Abitur und verlassen somit bald die Schule. Berivan Aymaz drückt ihre Anerkennung aus. "Es ist großartig, dass ihr mit den Buddies etwas gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung, unternommen habt. Wenn das Nachahmer findet, dann kann das von einem großen gesellschaftlichen Nutzen sein!"
Lena von Seggern ist begeistert vom Herzblut, das die jungen Menschen in das Projekt gesteckt haben und hebt noch einmal hervor, was es so besonders macht: "Das Alleinstellungsmerkmal des Projekts ist ganz klar, dass Jugendliche selbst die Initiative für das Projekt ergriffen haben und es selbst, nach ihren Vorstellungen konzipiert haben. Dabei habe ich sie sehr gern unterstützt."