Ambulanter Hospizdienst im Netzwerk
Von Thomas Hohenschue
Foto: Thomas Hohenschuhe
Die Eifel ist ein besonderer Flecken Erde. Viele Bewohner des malerischen Mittelgebirges pflegen ihre Schwierigkeiten und Probleme selbst zu meistern, im Netz von Familie, Freund- und Nachbarschaft. Diese Selbsthilfe kann bei existenziellen Herausforderungen an seine Grenzen stoßen. Zum Beispiel wenn ein Angehöriger sterbenskrank ist.
In dieser Situation die Schwelle zu überschreiten und den ambulanten Hospizdienst der Eifeler Caritas anzusprechen, fällt vielen erst einmal schwer. 40 Ehrenamtliche, koordiniert, beraten und qualifiziert von Ute Braun und Barbara Berg, begleiten in einem Radius von 40 Kilometern um Schleiden herum sterbenskranke Menschen und ihre Angehörigen.
Oft machen die Koordinatorinnen die Erfahrung, dass Menschen überrascht sind, dass es ihren wertvollen Dienst überhaupt gibt. An der Öffentlichkeitsarbeit liegt es eher nicht. Ute Braun und Barbara Berg verweisen darauf, dass viele Familien im Alltag das Thema Sterben, Tod und Trauer ausblenden. Erst wenn es akut wird, machen sie Ohren und Augen auf.
Ein zweiter Faktor ist, dass die Vernetzung mit der Ärzteschaft noch im Aufbau begriffen ist. In vielen Praxen erkennen die handelnden Personen erst allmählich, wie entlastend auch für sie in ihrer medizinischen Rolle der ambulante Hospizdienst ist. Die Ehrenamtlichen können viel mehr Zeit und andere Kompetenzen in den Umgang mit den Kranken und ihren Angehörigen einbringen als Ärzte und Pflegekräfte.
Durch Zusammenarbeit einen Mehrwert für alle schaffen
Eine Medizinerin, die den Mehrwert in der Zusammenarbeit sieht, ist Stephanie Eckert, eine Hausärztin und Palliativmedizinerin aus Monschau-Konzen. Sie kooperiert ausgesprochen gerne und überzeugt mit dem ambulanten Hospizdienst der Eifeler Caritas. Die Ärztin versteht diesen als gleichwertige Ergänzung der palliativen Versorgung kranker Menschen.
Im Gespräch ist die gegenseitige Wertschätzung spürbar, welche die Zusammenarbeit auf dem ganz kurzen Dienstweg bei allen Beteiligten genießt. Und es wird sichtbar, was sie leistet: Die kranken Menschen werden darin unterstützt, ihre Lage zu bewältigen und ihre Dinge zu regeln. Die Angehörigen wiederum erfahren eine enorme emotionale Entlastung durch den Dienst.
Ute Braun und Barbara Berg trommeln kräftig dafür, dass sich das Netzwerk in der Eifel erweitert. Stephanie Eckert wiederum wirbt für eine verstärkte palliativmedizinische Ausbildung und Zusammenarbeit. Das Bewusstsein soll gefördert werden, dass es nicht ums Sterben geht, sondern um ein möglichst gutes und erfülltes Leben in dieser letzten Lebensphase.
Die Probleme des ländlichen Raumes mit seinen weiten Entfernungen liegen auf der Hand. Die ärztliche Versorgung ist eine Herausforderung. Nicht mobilen kranken Menschen Hausbesuche abzustatten, führt an Grenzen oder über sie hinaus. Im Sinne aller Beteiligten, vor allem aber der Kranken und ihrer Angehörigen, ist daher verstärkte Kooperation das Gebot der Stunde.
Die Hospiz- und Palliativversorgung in der Eifel verbessern
Ute Braun und Stephanie Eckert treiben diesen Gedanken für den nördlichen Teil der Eifel noch etwas weiter. Inspiriert und unterstützt durch die Servicestelle Hospiz in der StädteRegion Aachen arbeiten sie mit anderen Mitstreitenden an der Vision, eine sorgende Gemeinschaft aufzubauen, die sterbenskranken Menschen und ihren Angehörigen rund um die Uhr beisteht.
Dieses Konzept ist als "Caring communities" aus städtischen Regionen bekannt, in denen die Distanzen der Akteure kürzer sind. Das auf die Situation eines großen ländlichen Gebiets zu übertragen, lohnt konzeptionell. Für die Menschen im Süden der StädteRegion Aachen wiederum kann es auf einen echten Zugewinn für ihre Lebensqualität hinauslaufen.
Bei einer sorgenden Gemeinschaft beteiligen sich ganz verschiedene Einrichtungen, Dienste, Initiativen an der Aufgabe, sterbenskranke Menschen und ihre Angehörigen zu unterstützen. Wie das genau aussieht, muss jeweils vor Ort überlegt und vereinbart werden. In diesem Fall ist der Ort dafür der "Runde Tisch GVP Eifel". Das Kürzel steht dabei für die "gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase", geregelt in den einschlägigen Bestimmungen des Sozialgesetzbuches für die gesetzliche Krankenversicherung.
Das Gesetz will die Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland verbessern. Engagierte aus Caritas, Ärzteschaft und vielen anderen Akteuren sind dabei, das in der Eifel voranzubringen. Der Gedanke sei nicht, die Selbsthilfe im Netz von Familie, Freund- und Nachbarschaft abzulösen, bekräftigen Ute Braun und Stephanie Eckert. Das Ziel sei vielmehr, diese Eifeler Stärke mit weiteren Ressourcen zu ergänzen.
Info: Runder Tisch und Welthospiztag
Der ambulante Hospizdienst der Eifeler Caritas vernetzt sich mit ähnlichen Diensten aus dem Bistum Aachen. Am Runden Tisch des Diözesancaritasverbandes, geleitet von Fattaneh Afkhami, tauschen sich die Koordinatorinnen aus und sprechen über gemeinsame Fortbildungen und Aktivitäten.
Als nächstes steht der Welthospiztag am 12. Oktober 2024 ins Haus. Er rückt das Thema Vielfalt in den Blick. Infos und Materialien unter https://www.dhpv.de/aktuelles_welthospiztag.html. Aus diesem Anlass stellen wir ambulante Hospizdienste im Bistum Aachen in einer kleinen Reihe vor.